Mittelspannung - wie wäre es mal ohne Trafo?

Im Bereich der Niederspannung ist die Solarbranche bereits seit langem an trafolose Geräte gewöhnt. Trafogeräte bilden hier die Ausnahme. Geht es darum, größere Photovoltaik-Dachanlagen oder Solarparks in das Mittelspannungsnetz zu bringen, erfolgt dies bisher immer mit klassischen Trafos. Klassische Trafos bringen Verluste mit sich und haben den Nachteil, dass man sie bei wenig Sonne oder nachts nicht einfach an- und ausschalten kann. Somit haben sie immer einen Stromverbrauch, der sich in den Bilanzen der größeren Anlagen auch deutlich als Kostenposition bemerkbar macht.


Auch erscheint es irgendwie unsinnig, die Geräte auch nachts laufen zu lassen, wo doch bisher kaum etwas Aktives von Seiten der Solaranlagen nachts passiert. Gut, dies ändert sich durch neue Anforderungen, und sicher auch durch mehr Speicher in der Zukunft. Aber warum nicht den Trafo einfach weglassen und in den Wechselrichtern gleich DC/DC auf die Mittelspannung gehen und dann mit AC -Wandlern ins Netz?

Die RWTH Aachen sieht die Zeit gekommen, auch mit DC in höhere Spannungsebenen zu gehen oder gar Netze auch in Deutschland komplett auf DC umzustellen. Wo neue Netze entstehen dürften, sollten diese eh laut Meinung der RWTH aber auch viele Beobachter des Offgrid-Segments nur noch auf DC-Basis sein. Es entstehen bereits eigene Strukturen für eine komplette DC-Welt in den Hausgeräten. Denn DC kann mit Leistungselektronik immer leichter und billiger auch auf Mittel- oder Hochspannung gebracht werden. Und sicher betrieben werden.

Wenn diese Veränderung nun auch in den neuen Erzeugungsanlagen Solar/Wind genutzt würde, können Verluste minimiert und die Leistungsfähigkeit des Systems massiv erhöht werden.

Bisher hat aber kein Wechselrichteranbieter ein Gerät oder eine Station im Angebot, mit der dies so von der Stange umsetzbar wäre. Ein reiner Trampelpfad nach dem Motto "Machen doch alle so"?

Oder ist die Zeit doch noch nicht reif und die RWTH-Wissenschaftler sind zu progressiv? Ich freue mich als Planer und Anlagenbetreiber jedenfalls auf den Tag, an dem wir mit neuer Technik auch hier einen Schritt in Sachen mehr Leistung bei weniger Kosten oder gar Problemen machen. Ganz abgesehen von den immer wieder auftauchenden Diskussionen rund um die Umweltwirkungen der Trafokühlung und so weiter.

Wann also geht die letzte Mittelspannungsanlage in Deutschland mit einem klassischen (dummen) Trafo nebst "old fashioned Schaltmimik" ins Netz? Was meinen Sie dazu?