In 2016 muss der Systemgedanke im Vordergrund der Energiewende stehen

Die Daten für das Jahr 2015 sind für die Erneuerbaren Energien im Strombereich sehr gut. Ein Drittel Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen zeigt, dass die Ziele der Bundesregierung bis 2025 45% erneuerbare Energien im Strombereich zu erzielen, leicht erfüllt werden. An dieser Stelle steht eine Erhöhung des Ziels an – denn die Bundesregierung hat sich auf dem Klimagipfel in Paris zu einer "hochambitionierten Nation" erklärt und darf jetzt im Strombereich nicht bremsen. Zu dem "hochambitioniert" gehört aber auch eine Zahl, die sehr ernüchternd ist: 2015 sind die CO2- Emissionen nicht gesunken. Der Grund ist auch schnell gefunden:


Die deutschen Stromexporte sind um 50% gestiegen. Und da dieser Exportstrom meist aus deutschen Kohlekraftwerken kommt, sinken die CO2 Emissionen nicht. Da der europäische Emissionshandel nicht funktioniert sind CO2 Zertifikate billig zu erhalten und so wird munter weiter Kohle verfeuert, obwohl grob gerechnet bereits 20% der bestehenden Kohlekapazitäten über Nacht abgeschaltet werden könnten, würde man den Klimaschutz ernst nehmen.

Das geht soweit, dass mittlerweile mehr als 10% des aktuellen deutschen Stromverbrauchs exportiert werden – der Dreck aus den Kohlekraftwerken bleibt nebst Giftemissionen und CO2 in Deutschland.

Es zeigt zwar, dass es keine "Stromlücke" gibt und auch massiv Kohlekapazitäten sofort abgeschaltet werden könnten, es zeigt aber auch, dass die Politik sich weiterhin verweigert mit klaren Schritten systemisch zu denken.

Das systemische im Strommarkt müsste aus einer jährlichen Anpassung aller relevanten Rahmenvorgaben unter einer einheitlichen Planungsbegleitung aus der Verwaltung bestehen.

Stattdessen wird weiterhin oftmals ohne Abstimmung, ohne den Versuch das System im Ganzen zu betrachten oder auch technologische Veränderungen wahrzunehmen, Stückwerk betrieben.

Und der Mut fehlt klarzumachen, dass es keine Zukunft für Braunkohle mehr gibt –  wozu soziale Abfederung und auch eine Abwrackprämie für die zu schließenden Kraftwerke und Bergbaubetriebe gehören würden.

Schaut man in den Wärmesektor oder gar in den Verkehrssektor ist nicht einmal ein "Vormarsch" der erneuerbaren Energien oder sinnvolle Mobilitätskonzepte bzw. innovative Technologien zu sehen.

Der Wärmesektor schleicht vor sich hin, Millionen veraltete Heizungsanlagen emittieren munter CO2 und ja, auch Stickoxide und Co. Aus alten Fenstern entweicht die Wärme und gerade in öffentlichen Gebäuden wird Energie verbraucht wie blöd.

In Berlin gibt es den Slogan "wenn du politisch verbrennen willst, dann mach in Energieeffizienz". Brutaler könnte die Ohrfeige für die reale Situation in der Politik kaum ausfallen – und Effizienz ist ja Sektor übergreifend sinnvoll.

Sieht man dann auf die Mobilität möchte man weinen – die Bundesregierung tut alles um den VW- Skandal zu banalisieren, um ja nicht die heilige Kuh deutsche Autoindustrie zu schädigen. Ok, das macht diese dann mit Skandalen rund um den Diesel selbst.

Es ist aber nicht nur der Diesel und schon gar nicht nur VW. Es ist ein grandioser Selbstbetrug, der sich in vielen Köpfen seit Einführung der Katalysatoren in den achtziger Jahren abzeichnet (auch damals unter zornigem Protest der deutschen Industrie, welche wie immer bei Umweltmaßnahmen mit ihrem Untergang drohte). Der Selbstbetrug ist, dass man glaubt Verbrennungsmotoren seien irgendwie umweltfreundlich zu kriegen. Was zumindest mit Öl oder auch Gas nicht möglich ist. Und konventionelle Motoren angepasst auf Wasserstoff sind gerad einmal Prototypen, die Zulassungszahlen für Elektroautos eine Katastrophe. Wie dem aktuellen Werbevideo der Berliner Verkehrsbetriebe (https://www.youtube.com/watch?v=xvcpy4WjZMs) zu entnehmen, scheint das der Politik "egal" zu sein. Böse Zunge behaupten übrigens, dass die Hymne "ist uns egal" bald offizieller Slogan der Bundeshauptstadt wird, getreu dem Motto "Dein Hund kackt auf die Straße, ist mir egal" - vorgetragen natürlich in bestem Türkendeutsch. Was mir nicht egal wäre, aber das ist ein anderes Thema.

Bei den Wünschen für das neue Jahr ist also wie seit vielen Jahren mein größter an die Politik: Seht mehr in die Details und denkt im System anstelle großer Worte und Ankündigungen.