USA und China zeigen, was hochambitioniert in der Photovoltaik ist

Ich will den Faden unserer "hochambitionierten" Klimapolitiker noch einmal aufnehmen. Denn mit dem Beschluss der USA, die dort gewährt sehr großzügige Förderung für Photovoltaik bis 2020 zu verlängern, verbunden mit drei Jahren für ein definiertes Auslaufen danach, setzt sich die USA sicher an die Spitze der Länder, die wirklich viel Geld in diesen Bereich investieren.

 

In unseren Augen ist die dortige Förderung, verbunden mit der im Mittel deutlich höheren Solarstrahlung, sehr sehr hoch. Die Anlagenpreise sind es auch, mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland in manchen Segmenten. Sogar Großanlagen sind in den USA viel komplizierter zu bauen wegen der überbordenden Bürokratie und den aus unseren Augen oftmals absurden technischen Regeln oder Sicherheitsvorgaben. Auch spielen 51 Bundesstaaten mit ihren jeweils eigenen Energiemarktregeln eine wichtige Rolle, warum die ach so liberale und wirtschaftsfreundliche USA bei näherem Hinblicken doch sehr lahm erscheint. Die dort erwarteten 13-17 Gigawatt Marktvolumina pro Jahr sind es indes alles andere als lahm, wenn man es mit Deutschland vergleicht. Verglichen mit den Spitzenjahren der EU ungefähr ein gleicher Level. Von Seiten der Kosten für die USA allerdings eher auf dem Niveau von vor einigem Jahren. Die Regierung will aber offenkundig ein Zeichen setzen, dass sie hochambitioniert mit der Photovoltaik weitermacht und das ist sehr gut in einem Land, das bekanntlich viele starke Freunde in Kohle, Öl und Gas hat.

Herr Gabriel, Herr Baake, Frau Hendriks und die Bundeskanzlerin sollten also mal zu ihren US-amerikanischen Freunden schauen, wenn Sie in 2016 eine EEG Novelle machen wollen, welche den Gesamtmarkt für erneuerbare Energien eher bremsen wird.

Anreize für die Photovoltaik: Fehlanzeige! Denn bekanntermaßen schauen die deutschen Politiker ja lieber nach den USA denn nach Asien, wo die Solar-Musik lauter denn je spielt.

China will aus den nun bis Ende 2015 installierten 43 Gigawatt bis 2020 eben 150 Gigawatt machen und wird das wohl auch bei dem derzeitigen Tempo schaffen. Indien will bis 2022 über 100 Gigawatt schaffen. Dagegen sind 200 Gigawatt bis 2050 in Deutschland - je nach Blickwinkel - eine große Herausforderung oder ziemlich lasch verglichen mit den ZIelen in Asien. Japan erscheint mit noch immer etwa 8 Gigawatt Zubau pro Jahr da schon fast unambitioniert. Und die vielen schnell wachsenden Märkte in Asien bringen Gigawatt um Gigawatt, oftmals verbunden mit erstmaliger stabiler Stromversorgung für hunderte von Millionen Menschen.

Insgesamt werden die Weltmarktprognosen für 2016/2017 derzeit auf 60 bis 70 Gigawatt neu installierter PV-Leistung angehoben. Deutschland spielt mit circa 1,3 Gigawatt im Jahr 2015 - bei verhaltenem Ausblick - mit rund zwei Prozent Weltmarktanteil kaum noch eine Geige, auch die EU insgesamt wird kaum auf mehr als zehn Prozent kommen.

Diese Erkenntnis ist vor Weihnachten nicht so schön: Die Branche weiß es sehr genau und die deutschen Politik muss endlich begreifen, dass wir in einer anderen Zeit sind. Solarstrom ist billig und definiert eine neue Energieversorgung.

Deshalb muss die hochambitionierte deutsche Regierung den Faden jetzt endlich wieder aufnehmen: Um 200 Gigawatt bis 2050 zu erreichen, haben wir noch 35 Jahre Zeit und es fehlen noch 161 Gigawatt. Macht mindestens 4,6 Gigawatt jährlich - nicht hoch ambitioniert. Gewollt sind maximal 2,5 Gigawatt pro Jahr - nun, damit verdient sich die Regierung vor Weihnachten in der Realität eine glatte Fünf in Mathe. Mal sehen ob sie sich 2016ff verbessern kann.