Munter rumregieren ohne Daten und Hirn

Peng! Die Speicherförderung ist dann mal wieder weg. Es verlautet aus dem politischen Umfeld, dass Urban Rid und Rainer Baake aus dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) selbst die weitere Förderung als nicht sinnvoll erachtet und damit die Tür zugeschlagen haben.


Bizarr ist einmal mehr, dass noch am 3. November der BMWi-Staatssekretär Beckmayer mit Daimler-Vorstand Zetsche den Spatenstich für die wegweisende Nutzung von Altbatterien aus Elektrofahrzeugen gab. SPD-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte kurzfristig abgesagt: Aber vielleicht war ihm ja das zu peinlich, vor dem Hintergrund des kommenden AUS für die Förderung.

Dabei ist in Sachen der Altbatterien die Förderung nicht relevant, aber schon die Rahmensetzung (= die gibt es eigentlich nicht) und das Signal in Sachen Technologieförderung.

Das lautet nämlich: "Danke, Ihr Deppen, dass Ihr viel Geld für stationäre Speicherentwicklung und Produktion in Deutschland in die Hand genommen habt. Unterstützen tun wir Euch nicht weiter - weder mit Geld noch mit Hirn, um gescheite Rahmenbedingungen für die neue Energiewirtschaft zu schaffen. Denn wir kapieren nicht, was sich da tut."

Ich sage dazu mal: Ohne Worte.

Stattdessen machen wir mal munter ein Digitalisierungsgesetz, obwohl fast die gesamte Energiebranche davor warnt oder es sogar mit drastischen Worten ablehnt. An die Hacker da draußen: Viel Spaß beim Schlachtfest der Smart Meter (das ist kein Aufruf zu Straftaten!).

Auch hier fehlen mir die Worte wie man mit blanken Aktionismus vollkommen unreife Gesetzeswerke, die wirklich gefährlich sind, einfach macht.

Eigentlich noch besser sind unfassbaren falschen Einschätzungen, welche die Bundesregierung wie ein Monstranz vor sich herträgt: So werden 40 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien für 2025 als Ziel genannt, verbunden mit allerlei zugehörigen Kosten, Berechnungen oder auch Konzepten für den Umgang mit der bisherigen Stromversorgung.

Nun werden es schon dieses Jahr wohl 33 Prozent (nach 27 Prozent 2014). Und nein: Daran ist nicht nur das Wetter schuld. Sondern der massive Zubau von Wind onshore und in Kürze dann auch das massive Zuwachsen von Seiten Wind offshore.

Ich glaube, dass wir schon 2018 die 40 Prozent schaffen - sieben Jahre früher als die Regierung glaubt. "Glauben heißt nicht wissen", hat mein Physiklehrer immer gesagt. Was auch wieder besonders bizarr ist, denn jeder kann leicht nachrechnen was eben mehr als vier Gigawatt Windzubau onshore plus die lange in Arbeit befindlichen Offshore-Windparks so bringen.

Es sei denn, man glaubt noch immer die Märchen der ewig gestrigen, nach denen Wind onshore ja nix bringt. Dann rechnet man natürlich komplett falsch und oh weh: Die EEG-Umlage steigt wieder. Und noch mehr oh weh: Die Netze!

Am Ende heißt es dann wieder die Erneuerbaren seien schuld.

Nein: Die Regierung ist schuld, wenn sie nicht einmal 1+1+1 zusammenzählen kann oder will.

Und die Murkserei wird auf der gesamten Ebene der Energiewende immer grotesker. Nahezu täglich. Wir tragen übrigens auch weiterhin als Energiebranche jeden Tag munter zum Murks bei.

Die einen träumen von der Energierevolution über Nacht, sind aber nicht einmal in der Lage, Papiere zwischen Wind, Sonne und Bioenergie abzustimmen. Und die anderen glauben noch immer, dass last minute die Kernkraftwerke länger laufen dürfen. Oder ein weißer Ritter kommt, und die Kohle in eine glänzende Zukunft führt. Dazu muntere Kakophonie zu Netzen, Digitalisierung, Speichern und so weiter.

Wenn wir es nicht bald schaffen, eine echte und starke Stimme aller zu formieren die die Energiewende professionell umsetzen wollen - aus der ganzen Energiewelt -, dann wird das Murksen so weitergehen. Denn bei allem Ärger ist in einer Demokratie die Regierung immer auch ein Spiegel der Bevölkerung bzw. der Interessensgruppen und deren Auftreten.

Deshalb: Energiewende ohne Wenn und Aber - wir diskutieren das "Wie" mit allen Beteiligten auf dem 16. Forum Solarpraxis am 26./27.11.2015 in Berlin!