Mayday: Der Kern der deutschen Solarbranche zerbricht

Erneut waren die Installationszahlen im Photovoltaik-Bereich für den Monat Juni ernüchternd. Geht es so weiter, werden im Jahr 2015 eventuell nicht einmal ein Gigawatt neu installierte PV-Leistung hinzukommen. Das ist weit unter dem Ziel der Bundesregierung von 2,5 Gigawatt und kilometerweit weg von den nötigen Zahlen, um die Energiewende bis 2050 plangemäß umzusetzen.

Auch im Bereich der erneuerbaren Wärme sind die Zubauzahlen bescheiden, weshalb bundesweit weiter Firmen, die auf erneuerbare Energie im dezentralen Handel oder der Installation spezialisiert sind, aufgeben. Dabei sind auch etliche Firmen, die bereits seit den achtziger Jahren dabei sind und die Branche in die Breite getragen haben. Nein, sie haben erst den Aufbau von allem, was wir heute sehen, ermöglicht. Sie haben auch in den Boomjahren nicht geprasst oder unseriös gearbeitet. Im Gegenteil, viele dieser Unternehmen haben aus heutiger Sicht „zu wenig in die Kasse gegriffen“. Sie haben immer versucht, starke Marken (das waren oftmals die heute im Gros vom Markt verschwundenen oder insolventen deutschen Modulhersteller) zu verkaufen, qualitätsgeprüft und stehen bis heute ihren Partnern/ Kunden als Ansprechpartner zu Verfügung. Zunehmend aber auf verlorenem Posten: Denn wo auch Marken mit großen (Garantie)-Versprechungen, diese eben nun nicht einlösen kann, der beste Solarhandwerker oder Händler nichts machen kann. Und ich spreche hier nicht von „Billiganbietern“; sondern von denen, die diese einst schlecht gemacht haben. Um sich heute hinter Subunternehmern aus der Verantwortung stehlen zu wollen. Ich kann die Firmen nur auffordern, sich gegebenenfalls an die Presse zu wenden oder vor Gericht zu gehen, wenn „Marken“ meinen, sie müssten die Händler oder Handwerker verhungern lassen. Denn die „Marken“ sind ja oft noch da - oder nach einer Insolvenz - von einer „Marke“ gekauft worden. Den Versuch, sich auf Insolvenzquoten zu beziehen, bei Reklamationsverweigerungen inklusive. Hier Verantwortung einzufordern, wo sie versprochen wurde und wo Subtanz vorhanden ist, bleibt natürlich ein internes Problem der Branche.

Die Aufgabe der Politik ist eine andere. Es ist für mich in Ordnung, dass Anforderungen an uns steigen, wenn es darum geht, schrittweise die Systemkontrolle im deutschen Stromnetz von Seiten der erneuerbaren Energien zu übernehmen. Natürlich werden dabei Regeln für Netzanbindungen sowie der gesamte rechtliche Rahmen für Speicher, etc. fortentwickelt werden müssen und klar, da das Neuland ist, geht es nicht glatt durch. Und es wird natürlich komplexer, je mehr Strom im Netz ist. Auf der Wärmeseite kann man sich dahinter aber nicht verstecken - hier muss schlichtweg der Anreiz zum Umstellen größer werden, sonst wird zu viel Zeit verloren. Man kann dabei auch die Anreizinstrumente ändern und rumprobieren. Um dann gegebenfalls zu erkennen, dass verbrämte Mittel effizienter sind als andere oder auch umgekehrt.

Was man aber nicht kann - und hier kann die Bundesregierung ohne Einsatz von großen Mitteln ebenso etwas ändern wie die Landesregierungen und Gemeinden vor Ort - ist weiterhin die Menschen zu verunsichern und die Energiewende schlecht zu reden. Alle Regierungsstellen müssen sofort und ohne Wenn und Aber den weiteren Ausbau der Solartechnik in Deutschland fordern. Und wer dabei nochmal Wörter wie Strompreisexplosion in den Mund nimmt, der sollte sich diesen sofort mit Seife ausspülen müssen. Denn der jahrelange kommunikative Zersetzungsprozess muss nicht nur ein Ende haben, er muss sich umkehren. Ja zur Energiewende und nicht dieses „Ja, aber“.

Eon geht gerade diesen Weg - ohne Wenn und Aber. Wird es kein Erfolg mit der Energiewende, dann ist Eon weg.

Denn Uniper ist eine eigene Gesellschaft und der Vorstand Teyssen scheint damit selbst weiter zu sein als viele vermeintliche Befürworter der Energiewende in der Politik. Er hat am radikalsten gehandelt und das obwohl er immer wieder massivste Zweifel an den erneuerbaren Energien geäußert hat. In Kürze gibt es bei der Nimmer eins der europäischen Energieversorger kein Zurück mehr.

Wann aber schalten die Parteien endlich auf kein Zurück um? Damit meine ich neben der Bundesregierung auch die Grünen. Sie sind in vielen Parlamenten der Länder und könnten mehr tun. Was aber zu uns dringt, sind gerade im Südwesten eher arrogantes Nichtwissen oder dumme Ausreden. So ist es für Kretschmann/Untersteller in Baden-Württemberg kaum an Peinlichkeit zu überbieten, dass diese Landesförderungen oder mehr „ja“ verweigern, und die Branche als „Jammerlappen“ bezeichnen, während das „schwarze“ Bayern eine eigene Haus-Energiewende-Förderung auf den Weg gebracht hat. Es reicht nicht, in Sonntagsreden Oppositionsgeplänkel zu machen. Zeigt, dass Ihr Energiewende versteht - sonst ist der Kern der Bewegung bald nicht mehr da. Oder eben woanders, auch politisch.